Unser CFH Logo  - eine Jahrhunderte alte Tradition                                            die es zu bewahren gilt

Jeder Schäfer hat ein emotionales Verhältnis zu seiner Schippe. Die Schäferschippe ist sein Werkzeug und das Symbol seines Standes. Die Schippe in ihrer Funktion reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Man muss damit ein Schaf einfangen, Erde nach Hund oder Schaf werfen, und auf der Weide Gehölz ausstechen können um der Verbuschung Einhalt zu gebieten. Sicherlich wurde die Schippe hin und wieder auch als Waffe eingesetzt. Hauptsächlich ist sie aber das Kommunikationsmittel zwischen dem Schäfer und seinem Hund, der Schäfer kann auch auf weite Entfernung mit der Schippe, wie eine Art Armverlängerung dem Hund klare Kommandos/Zeichen geben. Außerdem kann sich der Schäfer so richtig bequem auf den Schwarzdorn-Schaft stützen, wenn er Pause macht.

 

Vorläufer waren die Hirtenkeule, der Hakenstock und der Schäferstab mit dem gebogenen Ende zum Einfangen der Schafe. Im eisenarmen Südeuropa fertigten die Schäfer ihren Stock oder Fanghaken aus Holz selbst an. Während in Ländern mit grossen Weideflächen das Hüten der Schafe nicht so aufwendig war wie in Zentraleuropa, musste hier ein Gerät entwickelt werden, das zusammen mit dem Hund dem Schäfer half, in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen eine gute, ehrliche Hütearbeit zu leisten. Geschickte Dorfschmiede gestalteten die Schippen in höchster Vollendung, es war handwerkliche Kunst, und mancher Schmied ließ niemanden bei seiner Arbeit zusehen.

Anfang des 19. Jahrhunderts etablierten sich Schmiede, die nichts anderes herstellten. In dieser Zeit löste die Herzförmige Schippe, die bis dahin gebräuchlichen Formen des Schäufelchens und der Löffelschippe ab. Zuvor hatte sich schon ein brauchbarer Haken an der Schippe entwickelt, mit dem beim Einfangen der Schafe, das Sprunggelenk des Tieres nicht verletzt wurde. Beim Stock, der aus Schwarzdorn im Januar geschnitten wird, zeigen viele Schäfer eine besondere Kreativität. Manchmal ist er sogar mit Silber oder Messingnägeln beschlagen.

Legendäre Schippenschmieden im 19. & 20. Jahrhundert:

 

Georg Philipp Arnold von Korb eingemeindet in Möckmühl

Michael Hummel von Weiler bei Rottenburg

Wilhelm Balle von Pommertsweiler bei Aalen


Die bekannteste Schippe: die Balle Schippe

 

 

Ab 1975 war Wilhelm Balle der letzte Schäferschippen-Schmied im ganzen Land.
Gestorben ist Wilhelm Balle im Jahr 1997.

Wilhelm Balle war der letzte Handwerker seiner Art in ganz Deutschland und der Stempel im Stahl

W. Balle Pommertsweiler war ein echtes Qualitätssiegel. Wilhelm Balle war Huf- und Wagenschmied, seine “Spezialität“ aber waren Schäferschippen. Sie waren neben Handwerkszeug auch ein beliebtes Präsent für die Prominenz und sind heute heißbegehrt bei Sammlern.


Die Esse in der Schmiede ist zwar kalt geworden, trotzdem liegt durch den brennenden Holzofen ein nicht unangenehmer Rauchgeschmack in der Luft. An den Wänden hängen selbstgeschmiedete Zangen und Werkzeuge, auf einem uralten Baumstumpf thront ein gewaltiger Amboss.

Über den sich Wilhelm Balle, den man in und um Pommerstweiler “D`r Balle Schmied“ nannte,

sich unzählige Male gebeugt, bis zu seinem 81. Lebensjahr und das Eisen geschmiedet hat,

so lange es heiß war. Beziehungsweise den V2A-Stahl, der Stoff, aus dem die Schippen entstanden sind, in einem langwierigen Prozess. Vom Rohling bis zur fertigen hochglänzenden polierten Schippe brauchte es immerhin 48 Arbeitsgänge, die meisten davon in reiner Handarbeit. 

 

Fleißig war er also schon Mal, der Wilhelm Balle. Aber als Schwabe eben auch ein echter Tüftler. Viereinhalb Jahre in Kriegsgefangenschaft in Sibirien, gaben ihm die Russen die Gelegenheit auf einem Schmiedehammer Äxte und anderes Handwerkszeug zu fertigen. 1949 wieder zu Hause, hatte er nach Pommertsweiler nicht nur einen selbstgeschmiedeten Säbel, sondern auch eine Idee mit in die Schmiede von Vater Anton gebracht; er baute den automatischen Schmiedehammer aus der Kriegsgefangenschaft nach, um die Arbeit zu vereinfachen. ( Die Schmiede wurde von Vater Anton 1859 gegründet ) 

 

Die Schippen, die damals 80 Mark kosteten, lieferte er an Schäferbedarfsläden, Privatkunden und Sammler dieser handgemachten Unikate. Endgültig zum Unikat wurden die Schippen dadurch, dass die Schäfer meist nur die Schippen kauften und sie in einen Schlehen-Stock ( Schwarzdorn ) steckten, der in Öl oder mit Schuhcreme getränkt wurde. Für Sammler oder als Geschenk klopfte der Schmied Silber- oder Messingnägel hinein. Stilgerecht wurden sie vor einem Schaffell an die Wand gehängt. Sogar Franz Josef Strauß war im Besitz einer Balle Schippe.

 

Wenn heutzutage noch Schippen produziert werden, dann aus Blech. Kein Vergleich also zu den Qualitätsschippen vom “Balle Schmied“.  Wer so eine Original Pommertsweiler Schippe besitzt, hat nicht nur ein Stück Handwerksgeschichte und ein Unikat, sondern hat auch ein Liebhaberstück in Händen, für das Sammler gerne um die 500€ bezahlen. Gruppen und Schulklassen können nach Anmeldung die alte Schmiede in Pommertsweiler besichtigen.

 

Zum Glück gibt es mittlerweile wieder eine Schäferschippen Manufaktur, von Wolfgang Randweg aus Schwäbisch Gmünd. Die Schippen aus Randwegs Werkstatt, werden wie früher zu Balles Zeiten aus einem Stück Edelstahl in traditioneller Schmiedekunst hergestellt. Der Respekt von Wolfgang Randweg zu Wilhelm Balle ist so gross, dass er als Ausdruck seiner Achtung vor dem geschätzten Meister, jede defekte Balle Schippe versucht zu reparieren- unentgeltlich-, damit sie nicht weggeschmissen werden muss.

 

Bericht von Yvonne Renz 

Quellen:
Abtsgmünder Gemeindemagazin 1/16
Hans Chifflard
Wolfgang Randweg