Der Harlekin Beauceron

Die Rasse Beauceron ist in 2 Farbschläge unterteilt. Noir et Feux und Harlekin. Die Population der Harlekin Beauceron ist nicht so groß wie die der Noir et Feux, daher haben nicht viele Personen oder Züchter zu diesem Farbschlag einen Zugang oder Wissen. 

 

Das Fellkleid wird um die Farbe Grau ergänzt, welches sich zu gleichen Teilen mit dem Noir et Feux abwechseln sollte. Leider kann es passieren, dass im Alter die Grauzeichnung abschwächt. 

 

Es ist seit einiger Zeit verboten, Harlekin mit Harlekin zu verpaaren. Die Historie zeigte dann oft Abweichungen vom Standard und der Gesundheit auf. Durch die deutlich strengere Selektion in den vergangenen Zeiten, war dies jedoch kein Problem. Heute pflegt man andere Sitten und versuch jedem Welpen, dass beste Leben zu ermöglichen, dadurch wurde das Verbot einer Harlekin mit Harlekin Verpaarung auferlegt. 

 

Da es leider viele Gerüchte, Halbwissen oder gar Vorurteile gegen diese Farbe gibt, haben wir 2023 uns entschlossen einen Bericht zu veröffentlichen. Zusammen mit Dr. A. Laukner, Expertin in der Farbgenetik. Dieser wurde in unserem Clubmagazin abgedruckt. Dazu haben wir bei Harlekin Würfen unsere Aufklärung für die Welpenerwerber. Jeder Harlekin Wurf wird auch auf Empfehlung von Frau Dr. A. Laukner genetisch untersucht, damit wir ganz klar darlegen können, dass diese Farbe keinerlei Problem darstellt. 

Berger de Beauce – welche Risiken birgt die Harlekinzucht?

von dr. A. Laukner

Der so genannte Merle-Faktor (kurz Merle) ist eine der vielen verschiedenen Farbvariationen

des Fells bei Hunden und besonders in der Colliezucht und bei diversen Hütehundrassen

stark verbreitet. Die Grundfarbe des Felles ist bei Merles stellenweise aufgehellt in der

Weise, dass unregelmäßige, zerrissen wirkende Flecken in der Grundfarbe auf einem

aufgehellten Grund zu sehen sind. Bei der Merle-Zeichnung handelt es sich um eine der

auffälligsten, aber auch umstrittensten Fellfarben beim Hund. Grund dafür ist die Tatsache,

dass die zugrundeliegende genetische Mutation in bestimmten Varianten bzw. Genotypen

nicht nur Auswirkungen auf die Fellfarbe hat, sondern auch auf die embryonale Entwicklung

des Auges und/oder des Innenohrs einwirken kann - mit tierschutzrelevanten Auswirkungen.

Bei der zugrundeliegenden Mutation in einem Gen namens PMEL (früher auch als SILV

bezeichnet) handelt es sich um eine sogenannte Insertion. Als Insertion bezeichnet man es,

wenn ein Stück zusätzliches genetisches Material ins ursprüngliche Genom eingebaut wird.

Woher kommen solche Insertionen?

 

Das lässt sich in Bezug auf Merle nicht mit Sicherheit sagen. Die Merle-Insertion ist ein so

genanntes Retrotransposon. Diese können als genetisches Material durch Retroviren in die

Wirtszellen eingeschleust werden, aber auch durch eine zelleigene DNA-Neukombination

entstanden sein. Auf jeden Fall ist davon auszugehen, dass die Merle-Insertion

wahrscheinlich relativ spät in der Domestikationsgeschichte des Hundes entstanden ist.

Wann genau der erste Hund mit Merle geboren wurde, ist nicht bekannt, liegt aber mit

Sicherheit mehrere Jahrhunderte zurück, wie Bilddokumente nahelegen. Man geht davon

aus, dass es sich um ein sehr seltenes Ereignis handelte, das wahrscheinlich nur ein einziges

Mal auftrat. Den geographischen Ursprung vermutet man in Europa.

Auffällig ist, dass viele der bodenständigen Rassen oder Schläge, bei denen Merle am

längsten bekannt ist und traditionell vorkommt, aus einer Region stammen, die sich wie ein

Band von der Alpenregion über die Pyrenäen bis nach Nordspanien erstreckt. Beispiele für

solche Hunderassen oder -schläge sind außer dem Berger de Beauce der Bergamasker, der

Cane da Pastore Apuano und der Cane pastore della Val d ́Adige (Italien), der Altdeutsche

Tiger (Deutschland), der Berger d ́Auvergene, der Berger de Savoie (Frankreich) und der

Perro Leonés de Pastor (Spanien). Ein weiterer „Merle-Hotspot“ ist Großbritannien: Von den

sieben FCI-anerkannten britischen Hütehunderassen sind vier auch in einem Merle-

Farbschlag anerkannt. Ob Merle erstmals in Kontinental-Europa auftrat und von dort nach

GB gebracht wurde oder andersherum, lässt sich heute nicht ohne weiteres nachvollziehen.

Das Besondere an der Merle- Insertion ist, dass sie aus einem unveränderlichen „Grundteil“

besteht sowie aus einem daran anschließenden sogenannten Poly-A-Tail, also einer Abfolge

sich wiederholender Adenin-Basen (eine Base ist ein biochemischer Grundbaustein der

Erbsubstanz DNA).

 

Der Grundteil bleibt immer gleich, der Poly-A-Tail ist in der Länge

variabel. Es gibt Gentests, mit denen die Merle-Insertion nicht nur nachgewiesen, sondern

auch hinsichtlich der Länge charakterisiert werden kann. Insertionen unterschiedlicher

Längen werden jeweils verschiedenen Varianten zugeordnet. Die Zuordnung erfolgte

ursprünglich anhand der Beobachtung, dass innerhalb bestimmter Fraktionen ähnliche

Auswirkungen auf die Fell- und Augenfarbe auftraten, die sich von den Ausprägungen

anderer Fraktionen abgrenzten. Es folgt hier die Einteilung der Fraktionen, beginnend mit

der Fraktion der längsten Insertion:

Hunde ohne Merle-Insertion werden als non-merle bezeichnet (Genotyp N/N bzw. m/m).

Eine Besonderheit der Merle-Insertion ist, dass die jeweilige Wirkung nur den Pigmenttyp

Eumelanin (schwarzes Pigment) betrifft. Gelbliches/ rötliches Pigment (Phäomelanin) wird

durch Merle-Varianten nicht verändert. Dies sieht man recht eindrücklich beim Harlekin

Beauceron: Die schwarze Mantelfarbe wird durch Merle verändert, die rötlichen

Brandabzeichen bleiben unverändert. Diese Eigenschaft birgt bei manchen Hunderassen die

Gefahr, dass bei einem Merle-Hund mit gelblicher oder rötlicher Grundfarbe, (z.B.

Altdeutscher Fuchs, Sable Collie oder Sheltie, ee-red order Collie), dies optisch nicht erkannt

wird. Ein solcher Hund könnte dann – in der Annahme, er sei selbst non-merle – mit einem

anderen Merle-Hund verpaart werden, was zu reinerbigen beeinträchtigten Welpen führen

kann. Diese Gefahr besteht beim Beauceron nicht, da er ausschließlich in der Grundfarbe

noir et feu (also black and tan) vorkommt. Helle Grundfarben gibt es beim Beauceron nicht,

ebenso wenig tritt Weißscheckung auf, durch die eine Merle-Zeichnung überlagert werden

könnte.

Übersehen werden kann Merle beim flüchtigen Hinsehen, wenn es als „Minimal Merle“

vorliegt. Hierbei zeigt nur ein kleiner Bereich des Körpers eine Merle-Zeichnung.

Und schließlich gibt es noch Merle-Genotypen (z.B. Ma/m, atypisches Merle), die nicht mit

einer typischen Merle-Zeichnung einhergehen, in der Verpaarung mit Harlekin (M/m) aber

bereits zu riskanten Genotypen bei den Welpen führen können.

Daher ist es wichtig, noir et feu Welpen mit einem Harlekin Elternteil genau in Augenschein

zu nehmen. Noch besser ist es, auch die nicht eindeutig Harlekin-gezeichneten Welpen mit

Harlekin Elternteil auf Merle zu testen.

 

Der mischerbige Genotyp ist nach derzeitigem Wissensstand nicht mit gesundheitlichen

Nachteilen verbunden; einzige Ausnahme ist der Genotyp Mh/m, für den Fälle von Taubheit

dokumentiert sind. Im reinerbigen Genotyp kann es – je nach Insertionslänge – zu einer

Schadwirkung auf Strukturen des Innenohres und/oder der Augenentwicklung kommen, die

dann in Taubheit und/ oder Mikrophtalmus (verkümmerte Augäpfel mit resultierender

Einschränkung des Sehvermögens bis hin zur Blindheit) führen. Da es bei diesen reinerbigen

Hunden ab bestimmten Insertionslängen (z.B. M/M, Mh/Mh, Mh/M) zu einer ausgedehnten

Depigmentierung des Fells, der Haut, der Schleimhäute und der Iris kommen kann, nennt

man sie auch Weißtiger. (Zur Risikoeinschätzung der möglichen reinerbigen Genotypen

finden Sie Informationen unter: https://www.bergamasker-hirtenhund. de/neues-zumthema-

merle.html)

 

((Kasten: Harlekin ist nicht gleich Harlekin

Die Bezeichnungen für bestimmte Fellfarben variieren von Rasse zu Rasse, und gleiche

Fabbezeichnungen können je nach Rasse ganz unterschiedliche Farben und

Zeichnungsmuster benennen. So wird beispielsweise die Farbbezeichnung „Harlekin“ beim

Beauceron, beim Australian Shepherd, bei der Deutschen Dogge und beim Pudel für

unterschiedliche Genotypen verwendet.

Beauceron: Hier bezeichnet man als Harlekin einen Hund mit „klassischem“ (mischerbigen)

Merle (Genotyp M/m).

Australian Shepherd: Harlekin Merle nennt man Hunde mit der längsten Merle-Insertion

Mh/m, die zu einer Merle-Zeichnung mit relativ großen Farbplatten sowie Aufhellungen zu

Weiß führt (wurde früher auch als „Herding Harlequin“ bezeichnet).

Deutsche Dogge: In dieser Rasse führt eine weitere Mutation an einem separaten Genort

namens H-Lokus dazu, dass bei einem Hund mit klassischem Merle die farbverdünnten

Bereiche noch weiter zu Weiß aufgehellt werden. Solche Doggen werden auch als Harlekin-

Doggen bezeichnet.

Pudel: Ein Harlekin-Pudel hat mit Merle überhaupt nichts zu tun, es handelt sich lediglich um

einen schwarzen Pudel mit Plattenscheckung.))

Rechtliches: Die Zucht von Welpen, bei denen Missbildungen (also z.B. Blindheit und/oder

Taubheit) zu erwarten sind, wird in Deutschland als sogenannte Qualzucht im Sinne des §

11b Tierschutzgesetz eingestuft. Dieser Paragraph besagt: Es ist verboten, Wirbeltiere zu

züchten (...), soweit im Falle Züchtung züchterische Erkenntnisse (...) erwarten lassen, dass

als Folge der Zucht (...) bei der Nachzucht (...) oder deren Nachkommen erblich bedingt

Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder

umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder bei den

Nachkommen mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, jeder

artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen

oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder die Haltung nur unter Schmerzen oder

vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt. Es obliegt der züchterischen

Verantwortung, keine Risiko-Verpaarungen durchzuführen. Um dies sicher zu stellen, sollten

Zuchtpartner vor der Verpaarung auf Merle getestet werden.

Ebenso müssen Welpenkäufer entsprechend aufgeklärt werden (dies sollte bei der Welpenabgabe

am besten vertraglich fixiert werden). Welpen mit einem Merle-Elternteil sollten vor

der Abgabe auf Merle getestet werden, wenn nicht eindeutig eine Merle-Zeichnung zu

erkennen ist, das Testergebnis sollte im Kaufvertrag festgehalten werden. Alternativ kann im

Kaufvertrag festgehalten werden, dass vor einem Zuchteinsatz der Hund auf Merle getestet

werden muss. Es ist sinnvoll, die Käufer von Merlewelpen nicht nur mündlich, sondern auch

schriftlich zum Merle-Risiko aufzuklären.

Hält man zugleich fortpflanzungsfähige Merle-Rüden und Merle-Hündinnen, so ist unbedingt

dafür zu sorgen, dass es zu keiner versehentlichen Bedeckung während der Hitze der Hündin

kommen kann. 

Gemäß § 10 Tierschutz-Hundeverordnung ist es verboten, Hunde auszustellen oder auf

Veranstaltungen vorzuführen, bei denen Hunde verglichen, geprüft oder sonst beurteilt

werden, wenn erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch

fehlen, untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden

auftreten. Zum aktuellen Zeitpunkt (Juli 2023) sind noch keine einheitlichen Vorgaben zur

Umsetzung verfügbar. Aus farbgenetischer Sicht ist ein Harlekin Beauceron (mischerbig

Merle, Genotyp M/m) nicht mit Schäden behaftet. Daher empfiehlt es sich im Zweifelsfall,

bei der Meldung zu Wettbewerben einen Gentest vorzulegen.

Einen Gentest auf Merle kann man als Hundebesitzer selbst anfordern, als Probenmaterial

dienen hier in der Regel Backentupfer. Ist das Resultat von rechtlicher Relevanz, sollte die

Probe (Blut- oder Backentupfer) vom Tierarzt entnommen und ans Labor eingesendet

werden. Voraussetzung hierfür ist eine eindeutige Kennzeichnung des Hundes (Mikrochip),

damit die Probe zweifelsfrei einem bestimmten Individuum zugeordnet werden kann.

Fazit: Mit dem entsprechenden Wissen und Werkzeug (Gentest) ist die Harlekinzucht beim

Beauceron nicht mit erhöhtem Risiko behaftet. Individuelle Zuchtplanung (zur Vermeidung

von Risikoverpaarungen), populationsweite strategische Zuchtplanung (zur Vermeidung von

inzuchtbedingten Risiken) sowie gewissenhafte Käuferaufklärung sind dabei wichtige

Komponenten.

 

Quellen:

A. Laukner, C. Beitzinger u. P. Kühnlein (2021): Die Genetik der Fellfarben beim Hund,

Nerdlen/Daum

A. Nordheim u. R. Knippers (2018): Molekulare Genetik, Stuttgart

M. Langevin (2021) Merle – SINE Insertion from Mc – Mh, e-book

Mit einer der Urhunde für die Schläge der Hirtenhunde in Europa